Stadtallendorf wurde im Jahr 2000 in das Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - Die Soziale Stadt" aufgenommen.
Stadtallendorf im Landkreis Marburg-Biedenkopf
Kernstadt mit 5 Stadtteilen
Einwohner ca. 20.700 (31. Dez. 2012)
Fläche ca. 7.830 ha
Anteil Nicht-Deutsche ca. 20 %
Nationalitäten > 70
Kernstadt
Einwohner ca. 16.900
Anteil Nicht-Deutsche ca. 25 %
Projektgebiet Inseln in der Stadt
Siedlungen der 50-er bis 80-er Jahre
Einwohner ca. 6.500
Fläche ca. 130 ha
Anteil Nicht-Deutsche ca. 40 %
Obwohl Stadtallendorf im ländlichen Raum liegt, ist die Stadt stark durch Migration geprägt. Mehr
als 50 % der Stadtallendorfer in der Kernstadt haben einen Migrati-onshintergrund. Aufgrund der
speziellen Entwicklungsgeschichte der Stadt gibt es in Stadtallendorf kaum Strukturen mit
städtischer Dichte. Bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg war Stadtallendorf eine kleinbäuerliche
Gemeinde mit 1500 Einwohnern. Zur Sicherung der Rüstungswirtschaft wurden auf fast 1000 ha
zwei Sprengstoff-werke errichtet mit insgesamt 654 Gebäuden. Nach dem Krieg wurde
Stadtallendorf eine Modellstadt für "Industrie im ländlichen Raum". Das Projektgebiet liegt südlich
der Bahnlinie und umfasst ein großes Areal von 128 ha. Dort befinden sich einzelne, teils stark
durchgrünte Siedlungen, die im Zuge des raschen Anstiegs der in-dustriellen Arbeitsplätze nach
den wechselnden baulichen Vorbildern der 50er bis 80er Jahre errichtet wurden. Die einzelnen
Quartiere "schwimmen" beziehungslos als Siedlungsinseln im Stadtraum und orientieren sich
ausschließlich auf die automobile Erschließungsachse der Niederkleiner Straße. Die beschriebene
städtebauliche Struktur der "Inseln im Raum" findet ihre Entsprechung in der städtischen
Sozialstruktur.
Die einzelnen Siedlungen bilden nicht nur städtebauliche Entwicklungsabschnitte, sondern auch die
unterschiedlichen Migrationsphasen ab. Es entstanden innerhalb der einzelnen Inseln relativ
schwach durchmischte Wohnstrukturen.
Arbeitslosigkeit
Stadtallendorf | Quote 10,1 |
Landkreis Marburg-Biedenkopf | Quote 7,1 |
Hessen | Quote 7,8 |
Alleinstehende mit Kindern
Die Anzahl der Alleinstehenden mit Kindern liegt in Stadtallendorf um 40% höher als der Durchschnitt des Landkreises
Laufende Hilfe zum Lebensunterhalt
Der prozentuale Anteil der Bezieherinnen und Bezieher von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt
liegt mit 3,1 % um ca. 25 % höher als der Durchschnitt des Landkreises Marburg-Biedenkopf mit 2,5%.
Ältere Menschen mit laufender Hilfe zum Lebensunterhalt In Stadtallendorf gibt es
überproportionale viele ältere Menschen mit laufender Hilfe zum Lebensunterhalt: 27,44% der
Bezieher von laufenden Hilfen zum Lebensunterhalt in Stadtallendorf sind über 50 Jahre, im
Kreisdurchschnitt sind es nur 20,75%.
Diese sozialen Belastungen fokussierten sich in bestimmten Quartieren, was die soziale
und ethnische Segregation befördert. Die konzentrierte Belastung der Quartiere überfordert die dort
vorhandenen sozialen Nachbarschaften, die seit Jahrzehn-ten eine beeindruckende
Integrationsleistung für die Gesamtstadt erbringen.
Durch die Nachnutzung der ehemaligen Rüstungsareale und als Modellstadt "Industrie im
ländlichen Raum" weist Stadtallendorf städtische Problemmerkmale (Migration, Segregation,
Parallelgesellschaften usw.) ohne entsprechende städtische Raumstrukturen (Dichte, Zentralität,
Einwohnerzahl usw.) auf. Stadtallendorf ist ei-ne der ersten "kleinen", kreisangehörigen Städte in
Hessen, die in das Förderprogramm aufgenommen wurden.
Wesentliche Ziele im Projekt Soziale Stadt Stadtallendorf sind daher:
Für die Bürgerbeteiligung und als Anlaufstelle wurde ein Stadtteilbüro im Südstadt-Kiosk eingerichtet. Das Stadtteilbüro wird durch das Planungsbüro projekt.stadt mit einer Honorarkraft besetzt. Zur Beteiligung aller relevanten Akteure und zur Ab-stimmung aller das Gesamtprojekt betreffenden Fragestellungen wurde die Projekt-konferenz eingerichtet. Dort sind unter dem Vorsitz des Bürgermeisters neben Schulen, Kitas, Kirchen, Beratungsstellen, Polizei, Wohnungswirtschaft, Sozialträger, Fraktionen usw. auch Repräsentanten der Bewohnerschaft vertreten. Die Beteiligung der Bewohnerschaft bzw. der Nutzergruppen erfolgt vorrangig projektbezo-gen mit geeigneten Methoden wie Workshops, Stadterkundung, Planungsfest, In-terviews. Zu Projektbeginn wurde eine aufsuchende, muttersprachliche Befragung in ausgewählten Quartieren durchgeführt.
Zentrale Abstimmungseinheit für die stadtinterne Projektkoordination ist die P rojektsteuerungsgruppe, in der der Bürgermeister, der Fachbereichsleiter "Bau, Umwelt und Grundstücksangelegenheiten", die Stadtjugendpflege sowie der externe Pro-jektleiter "Soziale Stadt" vertreten sind. Darüber hinaus gibt es eine paritätisch besetzte Arbeitsgruppe mit Vertretern der Stadt und des Landkreises Marburg-Biedenkopf zur Abstimmung aller den Sozialraum betreffenden Fragen.
Schlanke, effiziente Strukturen mit kurzen Entscheidungswegen
Projektbezogene, situative Bewohnerbeteiligung
Enge Kooperation mit dem Landkreis
Synergetische Nutzung von Strukturen
Projektentwicklung Step-by-Step
Nutzbarmachen des Vorhandenen
Konzentration auf "bespielbare" kommunale Handlungsfelder
Kontinuierliche Einbindung der Politik
Starke Vernetzung der Programme/Projekte